Seit 125 Jahren setzen Kundinnen und Kunden aus dem Appenzellerland und darüber hinaus ihr Vertrauen in die Appenzeller Kantonalbank (APPKB). Diesen Erfolg verdankt die Universalbank ihren rund 120 Mitarbeitenden. Die Bank setzt sich für die gezielte Förderung ihrer Gesundheit und Zufriedenheit ein. Dafür wurden 2024 zusammen mit dem SWICA-Präventionsmanagement zwei Massnahmen umgesetzt: die Job-Stress-Analyse und der Gesundheitszirkel. Sandra Koch, HR-Fachfrau der APPKB, erzählt im Interview, welche Veränderungen dadurch angestossen wurden.
«Me cha si verusi trenke» (die darf man sehen lassen), «Di sebe zwoo chönntsch zemebönde» (die beiden sind von ähnlichem Charakter), «Hescht hüt nüd de Berenack?» (bist du heute schlecht gelaunt?) – die Plakate mit den Redewendungen im markanten innerrhodischen Dialekt prägen das Landschaftsbild in Appenzell. Es handelt sich dabei um die Imagekampagne der Appenzeller Kantonalbank, die weit über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt ist. Als Universalbank bietet sie ihren Kundinnen und Kunden ein breites Dienstleistungsangebot und beschäftigt rund 120 Mitarbeitende. Um diesen eine attraktive Arbeitgeberin zu sein und zu bleiben, investiert die Bank regelmässig und langfristig in die Mitarbeiterzufriedenheit und mentale Gesundheit ihrer Angestellten.
2024 führte sie mit Unterstützung der Abteilung Präventionsmanagement von SWICA die Job-Stress-Analysis (JSA) durch. Die Online-Befragung von Gesundheitsförderung Schweiz gibt einen detaillierten Überblick über das Stressgeschehen im eigenen Unternehmen. Neben der quantitativen Analyse entschied sich die Geschäftsleitung der Bank als qualitative Massnahme für einen Gesundheitszirkel, angeleitet durch Daria Lehmann, Spezialistin Präventionsmanagement bei SWICA. Dies erlaubte einen detaillierten Blick auf die Herausforderungen und Möglichkeiten, um die Gesundheit der Mitarbeitenden gezielt zu fördern.
Sandra Koch, HR-Fachfrau der APPKB, erzählt im Interview, wie die JSA und der Gesundheitszirkel ihre Mitarbeitenden auf dem Weg zu mehr Arbeitszufriedenheit unterstützen.
Sandra Koch, HR-Fachfrau Appenzeller Kantonalbank
Sandra Koch, wieso haben Sie sich für die Durchführung der Job-Stress-Analyse zusammen mit SWICA entschieden?
Die Mitarbeitenden sind unser wertvollstes Gut, wir müssen ihnen Sorge tragen. Dessen ist man sich bei der Appenzeller Kantonalbank bewusst und wir haben daher in der Vergangenheit viel im Bereich Mitarbeiterzufriedenheit unternommen. Es handelte sich jedoch immer um Einzelmassnahmen, die nicht in eine Gesamtstrategie eingebettet waren. Die Analyse mittels JSA half uns, die Problem- und Handlungsfelder zu identifizieren, um diese anschliessend ganzheitlich anzugehen.
Die ikonischen Werbesujets der Appenzeller Kantonalbank prägen das Landschaftsbild im hügeligen Appenzell.
Die JSA zeigt das Verhältnis von Ressourcen zu Belastungen. Wie steht es um dieses Verhältnis in der APPKB?
Wir liegen mit unserem Wert über dem Branchendurchschnitt und können mit weiten Teilen der Ergebnisse zufrieden sein. Aber es zeigte sich in einigen Bereichen auch deutliches Verbesserungspotenzial. Der anschliessende Gesundheitszirkel gab uns die Möglichkeit, hier tiefer ins Detail zu gehen.
Beim Gesundheitszirkel handelt es sich um vier separate Workshops, in denen Ressourcen und Belastungen identifiziert und Handlungsfelder definiert werden. Diese werden in einem Abschlussmeeting durch die Mitarbeitenden der Geschäftsleitung vorgestellt. Wie haben Sie sich entschieden, wer von der APPKB an den Workshops teilnehmen soll?
Es war uns wichtig, dass aus jedem Bereich – Privatkunden, Kreditkunden, Anlagekunden, Logistik und der Direktion – Personen vertreten waren. Ausserdem war uns ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Frauen und Männern und ein guter Mix aus den unterschiedlichen Altersgruppen wichtig. Insgesamt nahmen etwa zehn Personen teil. Einige waren sofort zur Mitarbeit bereit, andere mussten etwas motiviert werden. In dieser Zusammensetzung hatten wir aber einen fruchtbaren Dialog in einem lockeren Rahmen.
In den ersten beiden Zirkeln wurden Ressourcen und Belastungen identifiziert und priorisiert. War das einfach?
Ja und nein. Es zeigte sich schnell, dass die Mitarbeitenden auf viele Ressourcen im Alltag zählen können. Gleichzeitig offenbarten sich auch viele Belastungen.
Nicht ganz einfach war im zweiten Workshop hingegen, die verschiedenen Belastungen zu priorisieren. Es wäre einfacher gewesen, wenn wir uns auf Probleme konzentriert hätten, die schnell gelöst werden können. Das hätte schnelle Erfolge versprochen, wenn auch nur kleine. Von diesem Ansatz wollten wir aber wegkommen und haben daher vier substanzielle Handlungsfelder definiert.
Im dritten Zirkel galt es Lösungen zu definieren. Lagen diese nach den intensiven Diskussionen auf der Hand?
Wir hatten tatsächlich schnell Ideen für mögliche Lösungen und dank der intensiven Arbeit im zweiten Workshop und der partizipativen Erarbeitung durch Mitarbeitende aus dem gesamten Unternehmen standen diese auf einem stabilen Fundament. Wir waren uns jedoch bewusst, dass sich unsere Vorschläge nicht von heute auf morgen umsetzen lassen würden. Der Teufel steckt bekanntlich im Detail.
Gemäss dem Konzept des Gesundheitszirkels werden die erarbeiteten Lösungen von den Mitarbeitenden selber der Geschäftsleitung vorgestellt. War das überraschend?
Anfangs war uns der Gedanke tatsächlich fremd – sowohl den Mitarbeitenden aus der Linie wie auch der Geschäftsleitung. Aber es macht Sinn, dass die Mitarbeitenden, die viel näher an den Alltagsherausforderungen dran sind als jemand vom HR oder Daria Lehmann in der Moderatorinnen-Rolle, sich für mögliche Lösungen – ihre Lösungen – einsetzen. Wir fanden denn auch schnell Personen, die bereit waren, die Ergebnisse vorzustellen.
Nun die grosse Frage: Was hat der Zirkel gebracht? Welche Massnahmen werden umgesetzt, und auf was dürfen sich die Mitarbeitenden freuen?
Hier gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Im Unternehmen wurde fast zeitgleich die Unternehmensstrategie überarbeitet. Die vier grossen Handlungsfelder, die wir in den Zirkeln identifiziert hatten, konnten direkt in die Strategie einfliessen. So wurde die Steigerung der Arbeitgeberattraktivität als einer von vier strategischen Eckpfeilern definiert, in dessen Rahmen die vier im Gesundheitszirkel definierten Handlungsfelder bearbeitet werden. Weil die Umsetzung einer neuen Strategie Zeit braucht, müssen wir aber auf konkrete Ergebnisse länger warten, als das den Ungeduldigen unter uns lieb ist. Das ist wohl eher eine schlechte Nachricht.
Was haben Sie persönlich mitgenommen?
Natürlich wünscht man sich, dass bei so einem doch grossen Aufwand zeitnah erste Ergebnisse sichtbar sind. Aber Betriebliches Gesundheitsmanagement ist eben viel mehr als Gratiskaffee oder ein Früchtekorb. Dafür hat der Gesundheitszirkel bei der APPKB ein Bewusstsein geschaffen: Es braucht ein strategisches Commitment und gegebenenfalls auch strukturelle Anpassungen, um die Zufriedenheit der Mitarbeitenden und damit auch ihre Gesundheit nachhaltig zu verbessern.