Wenn der Kontakt im Team nur per Videocall erfolgt kann Vorgesetzten entgehen, wie es ihren Mitarbeitenden geht. Konsequente Führung auf Distanz hilft, arbeitsrelevante Probleme rechtzeitig zu erkennen.
Die vergangenen Monate haben gezeigt, wie schnell sich die Arbeitswelt verändern kann. Waren Mitarbeitende zuvor auf relativ überschaubarem Raum präsent und auch als Menschen erlebbar, arbeiten sie nun im Home-Office weit verstreut. Sie sind dank digitalen Kommunikationsmitteln zwar bestens kontaktierbar, aber für ihre Vorgesetzten dennoch viel weniger fassbar.
Diese Situation kennen Führungskräfte in global tätigen Unternehmen auch ausserhalb von Pandemiezeiten. Ihre Mitarbeitenden befinden sich oft in anderen Ländern oder gar auf anderen Kontinenten. In dieser Konstellation findet die Kommunikation und Mitarbeiterführung zwangsläufig auf elektronischem Weg statt.
Die Distanz schluckt Signale
Am Bildschirm sind die Sinneswahrnehmungen stark eingeschränkt und Informationen können verloren gehen. Wenn Mimik, Gestik und «Schwingungen» im Skype-Gespräch auf der Strecke bleiben, führt das zu Interpretationen oder Missverständnissen und den Vorgesetzten kann entgehen, wenn irgendwo der Schuh drückt. Dabei ist das Erkennen von Befindlichkeitsstörungen, die letztlich die Leistung und Arbeit der Mitarbeitenden beeinflussen, eine wichtige Aufgabe von Chefs.
Folgenden Anzeichen können auf psychische oder gesundheitliche Probleme hinweisen:
- Mitarbeitende zeigen Stimmungsschwankungen und fehlende Motivation oder werden vergesslich und es unterlaufen ihnen Flüchtigkeitsfehler.
- Ergebnisse werden ohne Ankündigung einer Verzögerung nicht geliefert.
- Die vereinbarte Erreichbarkeit wird nicht eingehalten; Mitarbeitende befinden sich nicht dort, wo man sie erwartet und arbeiten dafür bis in die Nacht hinein.
- Mitarbeitende führen Online-Gespräche an ungeeigneten Orten wie Wohnzimmer mit Hintergrundgeräusch, am Swimming-Pool oder in der Bahn oder machen von sich aus die Kamera nicht an.
- Es treten trotz (vermeintlich) klarer Kommunikation immer wieder Missverständnisse auf.
Mit bewusster Beziehungsarbeit Distanz überwinden
Auf Distanz kommt der Beziehung der Führungsperson zu den Mitarbeitenden eine entscheidende Bedeutung zu. Es genügt nicht mehr, nur über Sachthemen zu sprechen, sondern auch die Befindlichkeit, Unsicherheit und Ängste gehören regelmässig thematisiert.
Auffälliges Verhalten sollte direkt angesprochen werden, um nach Möglichkeit unterstützende Massnahmen einzuleiten. So gibt es zum Beispiel Coachings mit Psychologen kontaktlos via Telefon und zu diversen Themen wie Stress, Angst (auch vor Corona), Schlaf, Sucht, etc. Das Onlinetraining Job-Balance kann Mitarbeitende mit psychischen Problemen dabei unterstützen, ihr mentales Gleichgewicht wiederzufinden und zu ihrer gewohnten Leistungsfähigkeit zurückkehren.
Wenn das Führen auf Distanz Mühe bereitet
Um Führungskräfte zu sensibilisieren, wie sie Krisenmerkmale bei Mitarbeitenden möglichst frühzeitig erkennen können, hat das SWICA Präventionsmanagement verschiedene Angebote wie das Merkblatt Früherkennung geschaffen.
Im Präsenz- und Absenzenmanagement wird in Webinaren, Referaten oder Workshops Sicherheit im Umgang mit Krisensituationen vermittelt. Diese ist nötig, um betroffene Personen direkt anzusprechen und heikle Gespräche zu führen.