Junge Frau Aussichtsplattform Region Jungfrau.

Sind die eigenen Ressourcen und Belastungen über einen längeren Zeitraum im Ungleichgewicht, schlägt das auf die Psyche. Im schlimmsten Fall droht ein Burn-out. Bei einer Mitarbeiterin der Jungfraubahnen konnte dank der frühen Intervention des Vorgesetzten und der zuständigen HR-Beraterin mit Unterstützung des SWICA Care Managements eine Langzeitabsenz verhindert werden.

«Mir geht es insgesamt gut. Mental sogar deutlich besser, als vor einem Jahr ‒ mit besseren und schlechteren Momenten», antwortet Aline Derungs (Name von der Redaktion geändert) auf die Frage nach ihrem aktuellen Befinden. Wegen lange anhaltenden privaten Belastungsfaktoren ist die Mitarbeiterin der Jungfraubahnen im Frühling 2023 an ihre Grenzen gestossen.

«Hätte man SWICA nicht beigezogen und wären die verschiedenen Unterstützungs-massnahmen nicht dagewesen, wäre ich wohl in ein Burn-out geschlittert», ist Derungs überzeugt. Da stress- und emotionsbedingte Belastungen in der heutigen Leistungsgesellschaft leider immer noch oft stigmatisiert werden und es nicht nur um sie selbst geht, möchte sie anonym bleiben.

Doppelbelastung Beruf und Betreuung der kranken Mutter war zu viel

Die junge Frau hat mit schwierigen Lebensumständen zu kämpfen. Ihre Mutter, zu der sie ein sehr enges Verhältnis pflegt, leidet bereits seit Jahren an einer Autoimmunerkrankung. Da sie nicht allein mit den öffentlichen Verkehrsmitteln reisen kann, begleitet Aline Derungs sie zu ihren Arztterminen und kümmert sich um die Koordination mit den Behörden. «Letztes Jahr hatten wir ein Problem mit einem Amt. Es gab ein Hin und Her, und ich musste über 150 Stunden in Abklärungen und Einsprachen investieren», erzählt sie. «Das hat mich viel Zeit und Nerven gekostet. Das Problem selbst lösen zu wollen und zu realisieren, dass dies nicht möglich ist, hat mich emotional stark belastet.» Für Freunde und Hobbies hatte die aktive junge Frau kaum noch Zeit.

Vorgesetzter erkennt Warnzeichen und reagiert schnell

Zum Glück hat ihr Chef, dem sie sich in einem Mitarbeitergespräch anvertraute, schnell reagiert und die Personalabteilung eingeschaltet. «Im Gespräch mit Aline Derungs habe ich festgestellt, dass die Belastungssituation vielschichtiger ist, als es im ersten Moment den Anschein machte», erzählt Isabel Sterchi, HR-Beraterin bei den Jungfraubahnen. «Frau Derungs war sehr offen für mein Angebot, die Expertise einer externen Fachperson beizuziehen. Deshalb konnte ich Lisa Gerber vom SWICA Care Management ins Boot holen», so Sterchi. Die Jungfraubahnen sind seit 2020 bei SWICA Krankentaggeld-versichert und haben deshalb Anspruch auf Care Management-Leistungen.

Begleitung durch Care Management kann Arbeitsausfall verhindern

SWICA Care Managerin Lisa Gerber hat sich im Gespräch mit Derungs ein Bild ihrer Gesamtsituation gemacht und dabei die berufliche, medizinische, soziale und versicherungstechnische Ebene berücksichtigt. Als erste Sofortmassnahme hat sie rechtliche Hilfe organisiert, um Aline Derungs im Umgang mit dem Amt zu unterstützen. Es wurde gemeinsam ein Massnahmenplan erstellt, mit dem Ziel, die Mitarbeiterin zu entlasten und die Arbeitsfähigkeit zu erhalten. In regelmässigen Standortgesprächen, teilweise zusammen mit HR-Beraterin Isabel Sterchi, wurde der Fortschritt der Massnahmen überprüft. Derungs ist sich sicher: «Für mich war es sehr wertvoll und eine grosse Erleichterung, dass die Care Managerin Lisa Gerber gemeinsam mit mir nach stimmigen Lösungen gesucht hat.»

Nachhaltige Entlastungsmassnahmen stabilisieren Situation

In Absprache mit dem Arbeitgeber wurde das Arbeitspensum von 100 auf 90 Prozent gesenkt. SWICA Care Managerin Gerber hat den Aufbau eines Hilfssettings für die Mutter geprüft und abgeklärt, welche Form mentaler Unterstützung für Aline Derungs am meisten Sinn macht. Anstelle einer psychologischen Begleitung, die auch die Aufarbeitung der Vergangenheit beinhaltet hätte, hat sich Derungs bewusst für ein Life-Coaching entschieden. Dabei werden Themen wie Abgrenzung, Zeitmanagement, Selbstfürsorge und Achtsamkeit angeschaut.

Aline Derungs durfte die Beratungsgespräche während der Arbeitszeit wahrnehmen. Ihre Erfahrungen fasst sie so zusammen: «Der Life-Coach, der auch einen betriebswirtschaftlichen Background hat, ist wie ein Sparringpartner und gibt mir konkrete Inputs und Tipps für den Umgang mit den Behörden. Er hilft mir dabei, besser zu spüren, was mir selber guttut. Ausserdem hat er mir gezeigt, wie man mit Atemübungen in stressigen Situationen Ruhe bewahrt.»

Führungskräfte für Frühanzeichen von Krisen sensibilisieren

«Niemand muss sich schämen, in herausfordernden Lebenssituationen Hilfe in Anspruch zu nehmen», betont Derungs mit Nachdruck. «Dank dem SWICA Care Management konnten nachhaltige Lösungen gefunden werden, die für alle Beteiligten eine Win-win-Situation sind.»

Auch HR-Beraterin Sterchi ist überzeugt, dass niemand aus Angst vor Gesichtsverlust oder Scham in anspruchsvollen Lebensphasen auf professionelle Hilfe verzichten sollte. «Manchmal reicht eine Aussensicht oder jemand, der neue Ideen einbringen kann», so Sterchi. «Damit unsere Führungskräfte ihre Fürsorgepflicht besser wahrnehmen können, haben wir mit dem SWICA-Präventionsmanagement Kommunikationstrainings zum Thema Konfliktmanagement durchgeführt und in Rollenspielen mit professionellen Schauspielerinnen und Schauspielern Gesprächssituationen trainiert. Dadurch ist unsere Führungscrew in der Lage, Krisenmerkmale bei den Mitarbeitenden frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu handeln.» So könne man langfristige Absenzen und damit auch Kosten reduzieren.

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