Insbesondere bei Produktionsfirmen können körperliche Arbeiten durch einseitige Belastungen und fehlerhafte Bewegungsabläufe zu frühzeitigem Verschleiss führen. Eine Analyse durch einen Fachspezialisten Ergonomie und daraus abgeleitete Massnahmen bei der Gerber Gemüsebau zeigen, dass bereits kleine Anpassungen viel bewirken können.
Einseitige Bewegungsabläufe prägen oft den Arbeitsalltag der Mitarbeitenden in einer Produktionsfirma. So auch bei der Gerber Gemüsebau, die auf ihren weitläufigen Feldern und in den Gewächshäusern verschiedene Arten von Gemüse und Früchten anbaut. Während der Erntezeit sind körperlichen Belastungen und somit die Risiken von fehlerhaften Bewegungsabläufen am höchsten. Wer selbst schon einmal Erdbeeren auf dem Feld gepflückt hat, kennt die einseitigen Belastungen im Rücken.
Wie lassen sich körperliche Arbeiten ergonomisch optimieren?
Ein Ergonomie-Fachspezialist von SWICA geht bei der Firma vorbei und beobachtet die körperlichen Herausforderungen der einzelnen Mitarbeitenden an ihren Arbeitsplätzen. Er tauscht sich mit den Mitarbeitenden aus, beobachtet deren Arbeitsabläufe und geht auf körperliche Beschwerden der einzelnen Personen ein. Zudem hält er die Situationen fotografisch fest. Die gesammelten Fakten fliessen in seine Analyse mit ein, die er dann dem Auftraggeber vorlegt.
In einem ausführlichen Bericht werden Massnahmen empfohlen, die zu spezifischen Anpassungen und Verbesserungen führen. Die drei wichtigsten für die Mitarbeitenden der Gerber Gemüsebau sind:
1. Verhaltensänderung beim Bücken
Viele Mitarbeitende beugen ihren Rücken während des Erntens zu stark nach vorne. Diese Beugung birgt verschiedene Risiken wie zum Beispiel die Entstehung eines Bandscheibenvorfalls. Eine Verhaltensänderung zum Bücken mit geradem Rücken könnte der Einsatz von kinesiologischen Tapes, die unter der Arbeitskleidung von der Halswirbelsäule bis zum Kreuzbein fixiert sind, bewirken. Während die Seitneigung und Drehung mit dem Tape gut möglich sind, wird bei zu starker Rückenbeugung nach vorne durch das Tape ein Zug ausgeübt, so dass der Betroffene in die Knie geht, um beispielsweise Radieschen zu ernten. Die Massnahme kann bereits nach zwei Wochen Wirkung zeigen, da während dieser Zeit ausreichend viele Wiederholungen für eine Automatisierung stattfinden. Allerdings eignet sie sich nur für Mitarbeitende ohne Kniebeschwerden.
2. Regelmässige Ausgleichsübungen
Die einseitigen Belastungen können durch regelmässige Ausgleichsübungen kompensiert werden, wie Rücken strecken, drehen und neigen sowie Schultern heben und senken. Die Übungen können ohne Hilfsmittel in den Pausen oder während der Arbeit regelmässig durchgeführt werden. Mehrmals täglich fünf bis zehn Wiederholungen bringen mehr Wirkung als ein ausgeprägtes Training, das einmal pro Woche stattfindet (Effekt durch Superkompensation).
3. Hautcheck und Schutz vor UV-Strahlung
Da die Mitarbeitenden beim Ernten starker UV-Strahlung ausgesetzt sind, werden ein jährlicher Check-up beim Dermatologen sowie die Abgabe eines hochwertigen Sonnenschutzprodukts vorgeschlagen. Die Massnahme kann während der Arbeitszeit durchgeführt werden und erfordert nur einen Zeitaufwand von maximal 20 Minuten für jeden Mitarbeitenden.
Guido Sommer, Geschäftsführer von Gerber Gemüsebau, hat den Bericht studiert und fasst zusammen: «Ich bin beeindruckt, mit welch verhältnismässig kleinen Änderungen im Ablauf Verbesserungen erzielt werden können. Die vorgeschlagenen Massnahmen treffen aus meiner Sicht voll ins Schwarze. Insbesondere das Bücken mit den Tapes dürfte bei unserem Personal sehr gut ankommen, da bereits nach zwei Wochen ein gesünderes Bewegungsverhalten spürbar sein sollte. Damit ist mit weniger Arbeitsausfällen zu rechnen.»