Kurzfristige Stressphasen wirken anregend, leistungssteigernd und motivierend. Wichtig ist jedoch, dass auf Phasen der Anspannung stets wieder entspannende Phasen folgen, damit man sich insgesamt in der Balance befindet.
Gemäss dem Job-Stress-Index 2018 hat jeder vierte Mitarbeitende in der Schweiz Stress. Sobald die Belastungen die persönlichen Ressourcen übersteigen, fühlt sich eine Person gestresst. Findet dies über einen längeren Zeitraum statt, kann das Ungleichgewicht krank machen.
Wir kennen es vom Sport: Ein guter Trainingsplan soll nicht nur die richtig gesetzten Trainingsanreize enthalten, sondern auch genügend Regenerationsphasen. Ohne diese droht ein Übertraining. Während der Regeneration werden die Energiespeicher wieder aufgefüllt. Es ist also letztlich nicht das Training, sondern die Regeneration danach, die uns besser und leistungsfähiger macht.
Äussere und innere Stressfaktoren
Äussere Belastungsfaktoren wie Zeitdruck, Unsicherheit, Konflikte oder Überforderung finden sich sowohl in der beruflichen Tätigkeit als auch im Privatleben. Insbesondere eine permanente Erreichbarkeit, die die Grenzen zwischen Privat- und Arbeitsleben verwischt, stellt eine grosse Herausforderung für viele Mitarbeitende dar. Da Erholung und Ausgleich oft zu kurz kommen, werden private Probleme vermehrt an den Arbeitsplatz genommen und umgekehrt.
Die Annahme, dass Stress sich nur auf äussere Faktoren beschränkt, greift jedoch zu kurz. Oft entsteht Stress auch aus einer inneren Haltung heraus. Seien es perfektionistische Leistungsansprüche, die man an sich selbst stellt, sei es das Bestreben, es immer allen recht machen zu wollen oder sei es der unrealistische Wunsch, alles selbst unter Kontrolle zu behalten. Diese innere Haltung beeinflusst auch die Resilienz oder das psychische Immunsystem.
Der Beitrag von Unternehmen
Mitarbeitende müssen zusehends – nicht nur in neuen Berufsbildern – ausgeprägtes Denkvermögen und Kreativität mitbringen, um in einer digitalisierten Welt bestehen zu können. Körperliche Tätigkeiten treten vermehrt in den Hintergrund.
Verantwortungsvolle Unternehmen schaffen für ihre Mitarbeitenden entsprechende Rahmenbedingungen und Gesundheitsangebote sowie eine gesundheitsfördernde Unternehmenskultur. Idealerweise gibt es im Unternehmen Raum, um persönliche Wünsche und Anliegen einbringen zu können. Mit präventiven Massnahmen kann frühzeitig auf verschiedene Lebenssituationen reagiert werden. Damit können Langzeitabsenzen verhindert und die Absenzquote niedrig gehalten werden. Zudem leisten motivierte und stressresistentere Arbeitskräfte qualitativ bessere Arbeit.
Mögliche Massnahmen, Mitarbeitende in eine Balance bringen, sind verschiedene Entspannungsmethoden und Achtsamkeitsübungen. In spezifischen Kursen können die Teilnehmenden lernen, Stressoren und Frühwarnzeichen zu erkennen, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten, sich genügend Pausen zu gönnen und die Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu finden. Auch Resilienz kann durch Übungen trainiert werden.
Selbstverantwortliche Mitarbeitende
Natürlich sind die Firmen nicht alleine für das Stresserleben ihrer Mitarbeitenden verantwortlich. Die Selbstverantwortung der Arbeitnehmer ist ebenso wichtig. Sie müssen selbst erkennen, wann ihre individuellen Grenzen erreicht sind und bereit sein, dann entsprechend zu handeln.
Um sich einen guttuenden und entspannenden Ausgleich zur Arbeit zu geben, ist es entscheidend, dass man in der Freizeit seine Aufmerksamkeit auf andere Dinge richtet. Ob Familie, Freunde oder ein interessantes Hobby: Wichtig ist, dass man in der Freizeit auch wirklich abschalten kann und nicht permanent denke, man müsse noch das eine oder andere fürs Unternehmen erledigen.